Reisebericht Namibia und Botswana – Teil 5

Das Okavango Delta

Nach zwei Jahren coronabedingter Fernreiseabstinenz war die Sehnsucht groß, wieder in die Welt hinauszuschwärmen. So ergriff ich freudig die Gelegenheit, mich kurzfristig einer geführten Green Lion Individualreise – mit nur einer weiteren Mitreisenden – durch Namibia und Botswana anzuschliessen.

Der fünfte Teil des Reiseberichts führt uns nun zurück nach Botswana in das Okavango Delta.

Karte Rundreise Namibia und Botswana

Tag 16: Okavango Delta: Oase in der Kalahariwüste

Heute wartete ein spezielles Abenteuer auf uns. Am Flughafen in Maun bestiegen wir eine kleine Propellermaschine, die uns zu unserer Lodge ins Okavango Delta bringen sollte. Nach einem Sicherheits-Briefing startete die Pilotin die Maschine und wir erhoben uns in die Lüfte. Wie wunderbar, die Landschaft des Okavango Deltas aus der Vogelperspektive zu sehen. Grün in allen Schattierungen von hell bis dunkel, unterbrochen von kleinen Wasserlöchern. Nach der holprigen Landung auf der Sandpiste, warteten schon ein Fahrer und ein Guide der «Pom Pom Lodge» auf uns.

Okavango Delta Buschflieger
Okavango Delta Gazellengruppe

Das Gepäck wurde im Safari Wagen verstaut und nach einer kurzen Begrüssungseinführung starteten wir zum ersten Game Drive. Bei unserer Ankunft am Mittag in der Lodge standen alle Angestellten incl. der Managerin Spalier und begrüssten uns herzlich und lautstark mit einem afrikanischen Lied. Grosszügige und liebevoll ausgestattete Zelte auf Stelzen waren bereit für unseren Einzug. In einiger Entfernung vor dem Restaurant und dem Feuerplatz der Lodge war ein grosses Wasserloch, was rege von Wildtieren aufgesucht wurde.

Okavango Delta Tiere
Okavango Delta Zebras

Weitere Gamedrives am Nachmittag

Der Game Drive am Nachmittag führte durch hohes Gras querfeldein, wobei wir staunten, wie viele verschiedene Grassorten in dieser Region wuchsen. Wir stöberten Impalas, Gnus, Warzenschweine, Kuhantilopen und diverse Vogelarten auf. In den Flussauen tummelten sich Hippos im Wasser, die lautstark und imposant Revierkämpfe ausfochten. Ein Sundowner an einem schönen Ort, an dem man die Sonne glutrot hinter Palmen untergehen sah, rundete das Erlebnis ab. Nach Einbruch der Dämmerung setzte sich der Späher nun mit einem Strahler bewaffnet auf seinen Sitz vorne am Fahrzeug und leuchtete ins hohe Gras, um Tiere an der Reflexion ihrer Augen zu entdecken. Und siehe da, zunächst entdeckten wir zwei Hyänen, die durchs Gras schlichen.

Okavango Delta Leopard bei Nacht

Zum krönenden Abschluss des Game Drives sichteten wir im Lichtkegel eine Grosskatze im hohen Gras, auf die wir so sehr gehofft hatten, eine junge Leopardin! Eine Zeitlang konnten wir ihr folgen, bis sie in der Dunkelheit verschwand.

Tag 17: Auf Pirschfahrt im Okavango Delta

Der Himmel glühte feuerrot als wir am nächsten Morgen zu unserem Game Drive aufbrachen und so erstaunte es nicht, dass wir zunächst auf dämmerungsaktive Tiere wie Hyänen und ein Eulenpaar stiessen. Auch hatten wir Glück, ein Rudel Wildhunde beobachten zu können, die sich -blutverschmiert von ihrem nächtlichen Beutezug- nun in einem Wasserloch säuberten. Ein weiteres Highlight war die Sichtung eines Breitmaulnashorns.

Okavango Delta extrem roter Sonnenuntergang

Während des Mittagessens konnten wir eine Gruppe von Elefanten beobachten, die vor unserer Lodge ausgiebig im Wasserloch badeten. Während des Game Drives am Nachmittag beobachteten wir Schreiseeadler, Schabrackenschakale und mehrere Elefantenherden mit zahlreichen Jungtieren. Die Pirschfahrten im Okavango Delta waren geprägt durch das fast mannshohe Gras, durch das wir uns mit dem Geländewagen abseits der Wege hindurchfrästen und dass erst spät den Blick auf Wildtiere in unserer Nähe freigab. Eine herausfordernde Aufgabe für unseren Späher.

Okavango Delta Elefanten am Wasser
Okavango Delta Affe

Am Abend hatte er sich erneut das Ziel gesetzt, einen Leoparden aufzuspüren. Mit dem Schweinwerfer leuchtete er während der Fahrt ins hohe Gras und erneut hatten wir Glück und stiessen auf einen Leoparden, der mit erhobenem Kopf im Gras lag, nach einiger Zeit aufstand und im Dunkel verschwand.

Tag 18: Im Mokoro durchs Okavango Delta

Am nächsten Morgen machten wir uns erneut auf die Suche nach grossen Katzen. Unser Guide und der Späher lasen die Buschzeitung, d.h. sie kontrollierten die Tierspuren auf den Sandwegen. Ausserdem hörten sie auf die Geräusche und beobachteten das Verhalten anderer Wildtiere, um Alarmsignale für Raubtiere in der Nähe mitzubekommen. Vögel und Affen warnen lautstark, wenn Gefahr droht und siehe da, solche Rufe und eine Herde von Impalas, die starr dastanden und in eine Richtung ausgerichtet waren, zeugten von einem Räuber in der Nähe.

Okavango Delta Eulen

Langsam fuhren wir durchs Gras in die Richtung, in die die Impalas starrten und konnten tatsächlich auf dem Ast eines grossen Baumes eine Leopardin ausmachen, die sich dort lang ausgestreckt hatte und von oben aufmerksam nach Beute Ausschau hielt. Was für ein prachtvolles Tier! Auf einem weiteren Baum in der Nähe entdeckten wir einen weiteren Leoparden und ebenfalls in der Nähe noch einen Dritten im Gras sitzend. Was für ein Glück wir hatten! Und nicht zu vergessen, das Resultat sehr erfahrener Guides, die die Zeichen der Natur zu interpretieren wissen.

Eine besondere Safari mit dem Boot

Im Anschluss erwartete uns eine etwas andere Safari, eine Tour mit dem Mokoro im Flussdelta. Diese Boote sind aus einem Holzstamm geschnitzt, mit ihnen bewegen sich die Einheimischen auf den Kanälen fort. Wir bestiegen jeweils ein Mokoro und nahmen Platz. Der Guide resp. der Späher stand hinter uns im Mokoro und bewegte dies wie ein Gondoliere mit einer langen Stange in dem armtiefen Wasser der Kanälchen fort. Lautlos gleiten die Mokoros durch das Schilf und die blühenden Seerosenwiesen. Das Einzige, das man hörte, waren die Geräusche der Natur.

Okavango Delta Nashorn
Okavango Delta Leopard klettert

Jetzt standen nicht die grossen Wildtiere, sondern die kleinen Lebewesen im und am Fluss im Fokus. Bunte Libellen, die auf den Seerosenblättern landeten, Frösche und Insekten sowie die Pflanzenwelt. Aus Seerosenblättern basteln sie uns Hütchen als Sonnenschutz und aus den Stängeln eine kunstvolle Kette, an deren Ende eine Seerosenblüte unseren Ausschnitt zierte. Am Flussufer konnten wir zahlreiche Vogelarten ausmachen, in der Ferne eine Giraffe mit ihrem Kalb, weidende Impala-Herden. Die Natur des Deltas aus einer neuen Perspektive und lautlos dahingleitend, wunderbar!

Okavango Delta Flusspferde
Okavango Delta Hyäne im Gras

Plötzlich tauchte wie aus dem Nichts ein Flusspferd nicht allzu weit entfernt vor uns auf. Der Atem stockte, der Scheck fuhr uns durch die Glieder!  Der Guide stiess Hippo-Laute aus und schlug mit dem Paddel laut mehrfach auf die Wasseroberfläche. Blitzartig traten wir den Rückzug an, dieses Tier will man nicht provozieren. Nach einigen Minuten hatten wir den Schreck verwunden und genossen die Rückfahrt zu unserem Geländewagen. Am Mittag hiess es Abschied nehmen vom Okavango Delta und wir flogen mit einem kleinen Flieger zurück nach Maun. Nach einem weiteren PCR-Test für die Einreise nach Namibia steuerten wir unser heutiges Etappenziel an, eine Lodge in Ghanzi.