Twyfelfontein

Twyfelfontein liegt im Nordwesten Namibias und ist für seine Felszeichnungen und -gravuren bekannt. Im Jahr 2007 wurden die Felsgravuren und -zeichnungen in Twyfelfontein zu einem UNESCO-Welterbe Namibias erklärt.

Namibia UNSCO Karte

Twyfelfontein – die Quelle im Damaraland

Twyfelfontein ist der Name für eine Quelle und ein Tal im Damaraland. Die Region liegt im Nordwesten Namibias und Twyfelfontein liegt rund 70 Kilometer westlich von Khorixas. Seit Mitte der 1960er Jahre leben in der Region überwiegend Damara – daher kam auch der heutige Name. In der Sprache der Damara wird das Land Uri-Ais genannt, was soviel wie „springende Quelle“ bedeutet. Bereits 1952 wurde das Tal Twyfelfontein zu einem nationalen Denkmal Namibias erklärt. 2007 hat die UNESCO die Felsgravuren und -zeichnungen zum ersten Welterbe Namibias ernannt, denn Twyfelfontein ist eine der reichsten kulturellen Fundstätten des Landes.

Namibia Damaraland Twyfelfontein

Felsgravuren und Felszeichnungen in Twyfelfontein

Die zahlreichen Felsgravuren und -zeichnungen in dem zerklüfteten Felsmassiv ermöglichen eine Reise zurück in die Vergangenheit der Menschheitsgeschichte. Ungewöhnlich ist vor allem, dass sowohl Felsgravuren als auch Felszeichnungen an einem Ort zu finden sind. Allgemein sind Felsgravuren seltener als Felszeichnungen. Von wem die „Kunstwerke“ genau stammen, kann nicht gesagt werden. Vermutlich haben sich hier aber Angehörige der San verewigt. Insgesamt wurden gut 2.500 Felszeichnungen und -gravuren auf etwa 200 Felsplatten gezählt. Damit ist Twyfelfontein einer der Orte Afrikas, an dem es die meisten Felsgravuren an einer Stelle gibt. Über die genaue Datierung sind sich die Forschenden allerdings uneinig. Ausgegangen wird davon, dass die Felszeichnungen ungefähr 1.000 bis 10.000 Jahre alt sind. Entstanden sind sie vermutlich in sechs verschiedenen Phasen.

Die Felsgravuren wurden tatsächlich ohne Metall-Werkzeug kreiert. Stattdessen nutzten die San wahrscheinlich Quarz, denn davon wurden viele Splitter in der Region gefunden. So konnten sie die circa 1,3 Millimeter tiefen Gravuren in den weicheren Sandstein ritzen. Für die Zeichnungen wurden Pflanzen- und Mineralfarben oder auch Blut genutzt.

Damaraland Vogel
Damaraland Echse auf Stein

Zahlreiche Tiermotive

Die Felszeichnungen und -gravuren galten den nachfolgenden Generationen als Auskunft und sie wurden genutzt, um die Kinder zu unterrichten. Außerdem sollten sie Berichte an den Gott der Khoi San, Kaggen, sein. Der Gott Kaggen soll einer Sage zufolge am sechsten Tag der Erschaffung der Erde wegen der ständigen Anforderungen an seine Kreativität müde und genervt gewesen sein. Die San scheinen ihre Kreativität im Gegensatz zu ihrem Gott gerne ausgelebt zu haben. Das lassen zumindest die Motive vermuten. Zu sehen sind am häufigsten Jäger mit Pfeil und Bogen. Dass die San damals so viel jagten, wäre heute aufgrund des trockenen Klimas im Damaraland nicht mehr möglich. Damals schien es also noch bedeutend mehr Wasserquellen gegeben zu haben, denn anders lässt es sich nicht erklären, dass die häufig abgebildeten Tiere in der Region lebten. Zu sehen sind beispielsweise Antilopen, Giraffen oder Löwen. Vor allem Giraffen wurden häufig abgebildet, da sie durch ihre langen Hälse als Regentrinker galten. Wundern Sie sich nicht, wenn Sie eine Robbe entdecken, denn davon gibt es auch eine Zeichnung. Daraus lässt sich schließen, dass die San gerne reisten, denn die Küste ist etwa 100 Kilometer entfernt. Am bekanntesten sind der 20 Zentimeter lange Tanzende Kudu sowie der große Elefant. Daneben wurden auch geometrische Gravuren entdeckt, die als Landkarten interpretiert werden.

Besichtigung der Felsgravuren und -zeichnungen

Die Felsgravuren und -zeichnungen können Sie auf acht illustrierten Felsplatten in und vor einer Steilwand mit einem Guide besichtigen. Alleine ist die Tour wegen Vandalismus, der in der Vergangenheit häufiger vorkam, nicht mehr möglich. Einige Gravuren wurden sogar geraubt. Die geführte Tour dauert ungefähr zwei Stunden und währenddessen können Sie die eindrucksvollsten Kunstwerke besuchen. Da der Weg sehr steinig ist, sollten Sie entsprechendes Schuhwerk nicht vergessen. Wenn Sie die Tour während des Nachmittags machen, werden die Felsplatten von der Sonne angeschienen und erscheinen daher rötlich.

Die Geschichte Twyfelfonteins

Der Entdecker der Felsgravuren und -zeichnungen gilt Reinhard Maack im Jahr 1921. Die Entdeckung Twyfelfonteins geriet  allerdings erst einmal für 26 Jahre wieder in Vergessenheit, bis 1947 weiße Farmer in Twyfelfontein siedelten. Bei der Suche nach einer Wasserquelle entdecket der Farmer David Levin die Felsgravuren und -zeichnungen wieder. Diese Quelle wurde dann Twyfelfontein genannt, das bedeutet „Quelle des Zweifels“. Denn für die Farmer erwies sich die Quelle, die unter einem Felsen entspringt, als unzuverlässig, da sie manchmal versiegte. Daher rührt also der Name. Im Jahr 1950 begann Dr. Ernst Rudolph Scherz mit der Erforschung der Funde. Mitte der 1960er Jahre verließen die weißen Farmer die Region wieder, da sie sich nicht auf die Quelle verlassen konnten. Seitdem leben überwiegend Damara in der Region.

Twyfelfontein Felsen

Heute gibt es ein Visitor Center, das Sie bei einem Besuch in Twyfelfontein nicht auslassen sollten. Hier werden Bilder von den Felsgravuren und -zeichnungen ausgestellt und Sie erhalten viele Informationen über die Fundstätte, die San oder auch über die Flora und Fauna des Damarlandes.  

Die Umgebung Twyfelfonteins

Damaraland Sonnenuntergang

Die Felszeichnungen und -gravuren sind nicht das einzige Highlight der Region. Die Landschaft, die Sie bei Wanderungen sehen können, ist aufgrund der Trockenheit karg und ausgedörrt. Im Damaraland erstreckt sich der Brandberg. Der Name kommt durch den rötlichen Schein, wenn der Berg von der Sonne angestrahlt wird. Mit seinen mehr als 2.500 Höhenmetern ist er der höchste Berg Namibias – für alle Kletter-Fans also gut geeignet. Auch hier gibt es viele Felszeichnungen – insgesamt mehr als 43.000. Doch eine sticht ganz besonders hervor, nämlich die White Lady. Sie befindet sich in einer Höhle und ist etwa 1.000 bis 2.000 Jahre alt. Falls Sie jetzt das Bild einer alten, weißen Frau im Kopf haben, liegen Sie allerdings falsch. Überzeugen Sie sich bei einem Besuch selbst davon, was sich hinter der White Lady verbirgt.

Viele Tiere werden Sie durch das trockene Klima während einer Tour nicht sehen. Es leben hier zwar Nashörner und Wüstenelefanten, diese zu Gesicht zu bekommen, ist allerdings ziemlich schwierig.

Twyfelfonaein Orgelpfeifen

Die Orgelpfeifen

Ganz in der Nähe der Fundstätten können Sie die Basaltsäulen bestaunen. Sie werden auch gerne Orgelpfeifen genannt. Von ihnen gibt es hunderte und teilweise sind die Basaltsäulen bis zu fünf Meter hoch. Um die Entstehung der Orgelpfeifen nachvollziehen zu können, müssen Sie noch weiter in die Vergangenheit reisen als bei den Felszeichnungen und -gravuren. Ihr Alter wird nämlich auf ungefähr 120 Millionen Jahre geschätzt. Die Basaltsäulen entstanden durch die Lavamassen, die in das Schiefergestein eingedrungen sind. Durch die Erosionen wurde über Tausende von Jahren immer mehr von den Orgelpfeifen sichtbar. Sie stehen in einer Schlucht, die etwa 100 Meter lang ist. Von hier aus haben Sie einen guten Blick auf den Burnt Mountain, der durch das dunkle Schiefer- und Basaltgestein zu seinem Namen kam. Wenn Sie morgens oder abends zum Burnt Mountain kommen, dann leuchtet er durch die Sonne ganz in Rot. Das kommt daher, dass der Berg aus erkalteter Lava besteht. Die Röte in Verbindung mit dem Schatten des Gesteins lässt den Eindruck entstehen, dass der Berg in Flammen stehen würde.